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Samstag, 15. Oktober 2016

B-Movie mit Ambitionen

Kill the Irishman


Kill the Northern Irishman


Von vielen Direct-to-DVD-Produktionen, meistens B-Movies oder schlimmer, ist diese hier eine überraschend beachtenswerte. Sie erzählt die Geschichte Danny Greenes.

Interessant ist, dass eine dramatische Struktur besteht; der Film wird zu einer Mischform aus epischem und geschlossenem Drama. Die biographisch anmutende episodische Erzählung am Anfang entpuppt sich als I. Akt, es folgt ein II., an dessen Ende ein Kopfgeld auf Danny aufgesetzt wird. Die Dynamik, die dazu führt, ist dabei flüssig und resultiert aus dem episodischen Erzählstil, wird in den folgenden Ereignissen aber kohärenter.
Höhepunkt ist Dannys Treffen mit Tony Salerno (P. Sorvino), Boss einer New Yorker Mafiafamilie. Dieser wurde schon vorher vom lokalen Capo eingeschaltet, da dieser das Problem, den Iren zu töten, nicht zu bewältigen schafft; letztendlich soll damit auch der Umschwung geschehen. Danny war seinen Gegnern überlegen, hat aber genug und möchte einen Neuanfang. Er bietet Fat Tony einen Deal an. Es ist das Treffen der gegensätzlichen Kräfte, der höchsten Person in der Hierarchie der Mafiafamilie, mit der Danny ein Problem hat.
Danach kippt das Kräfteverhältnis zugunsten der Mafia, sie schalten Dannys Verbündete aus; Danny wird in die Ecke gedrängt und verliert den Willen, den Kampf, aus dem es ohnehin kein Entkommen gibt, weiterzuführen. 

Danny wird von R. Stevenson verkörpert. Ein markanter Typ voller Ausstrahlung, nicht nur körperlich beeindruckend. Um ihn einzubinden, wurde er anfangs extern fokalisiert und Zugang durch den von V. Kilmer gespielten Joe Manditski hergestellt. Diese Rolle bleibt aber klein, so wie keine andere über längere Zeiträume konstant präsent bleibt – außer der Protagonist. Nachdem man ihn kennengelernt hat, seine Selbstsicherheit versteht, seine Prinzipien, an die er sich hält, verschwindet der Zugang zunehmend. Manditski nähert den Zuschauer durch Voice-Over an Danny an, was irgendwann unnötig wird und vorübergehend verschwindet; erst am Ende werden bestimmte Ereignisse wieder durch den Polizisten kommentiert. Hier wurde Dannys Fokalisierung bereits intern.

Dabei wird er nicht glorifiziert (nur ein bisschen). Dannys Frau Joan etwa, eine positive Figur, verlässt ihren Mann, der zunehmend ins Gangstergeschäft involviert ist. Entsprechend der epischen Elemente ist (nicht nur) der Protagonist grauschattiert statt schwarzweißgezeichnet. Viele Szenen, in denen Bomben explodieren, werden aneinandermontiert und mit zeitgenössischer Musik unterlegt. Diese Dynamiken, Dramaturgie und Fokalisierung, aber auch die prominente Besetzung zeigen die Ambitionen des B-Movies, das sich in Struktur und Ästhetik als Erbe des New-Hollywood-Kinos präsentiert, ohne dieses bloß nachzuahmen.


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