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Sonntag, 22. Januar 2017

TV-Verriss: Nicht-Film aus Spannungsvermeidung, Kitsch und Klisches



Das Alter der Erde

ARD: Sa., 21.01.17, 20:15h
Geben vor, ein Ehepaar zu sein: Schauspieler

Für das Fernsehen, diesen Zwitter aus Radio und Kino produzierte Filme anhand filmischer Kriterien zu bewerten, ist schwierig, da sich das Format immer auf seine Zwitterhaftigkeit berufen kann. Vielleicht war es also gar nicht der Anspruch der Filmer hinter dem 90-minütigen ARD-Programm, einen Film zu drehen. Denn dieser von Klischees und Kitsch durchsetzte „Film“ verdient die Bezeichnung nicht. 

Wie der Hase läuft, wird von Anfang an klargestellt: Die Handlung wird im Dialog repräsentiert, die Bilder werden komplett überflüssig. Dazu wird zudem eine Geschichte von Minimalinteresse erzählt, die aber nicht Ozu-esk nüchtern und von kleinen Gesten mit antiproportional gewaltigem Effekt präsentiert wird, sondern prätentiös pathetisch aufgebläht. 

Dramaturgisch bleibt das Niveau überschaubar, im Rahmen der Konvention und dabei mit viel Leerlauf. Die „Wendungen“ kann auch ein Kurzsichtiger aus der Ferne klar vorhersehen, und das hier treffende Wort „Nullfokalisierung“ wurde offenbar wörtlich genommen. Es ist durchaus beeindruckend, wie nur an einer Stelle auf Kosten der jungen erwachsenen Tochter der Protagonistin fokalisiert wird, alles andere wird schnell in wahrheitsgetreuen Dialogen geklärt; und wie konsequent und systematisch der Film potenzieller Spannung aus dem Weg geht.

Dass kein Darsteller in seiner platten Rolle glänzen kann, wundert kaum. Das Alter der Erde ist ein Argument für die Senkung des Rundfunkbeitrags, von dem offenbar keine Qualität eingekauft wird.  Einzig die Champions-League-Übertragungen im ZDF wissen zu gefallen.

JAH

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