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Samstag, 25. Februar 2017

Romantisches Musical mit jazzigem Hollywood-Glamour



La La Land

Ryan Gosling (re.) und Emma Stone in einem ihrer schönen Kleider (li.)

Filme, die Hollywood poetisieren, romantisieren und kritisieren, scheinen recht regelmäßig größeres Interesse der Oscar®-Jury gewinnen zu können. Bis auf dieses Milieu hat La La Land aber doch noch genug Dinge zu bieten, für die sich ein Kinobesuch lohnt. (Ja, klare Empfehlung. Überrascht?)

Der POV

Das erste Bild, das La La Land nach etlicher Werbung und Trailern zeigt, ist putzig genug, um mich auf seine Seite zu ziehen. Nachdem das erste Eis gebrochen ist, kann LLL nun zeigen, wie der Hase läuft, und legt gleich mit einer ordentlichen Plansequenz los (scheint in Mode gekommen zu sein…), über die die erste Musicalnummer gefilmt wird. Am Ende der Szene treffen die Protagonisten das erste Mal aufeinander. Nach dem Aufeinandertreffen, dass recht kurz und ruppig ausfällt, wird Mia (Emma Stone) zum Fokalisator (ungegendert 4ever), bis sie ein zweites Mal auf Sebastian (Ryan Gosling) trifft – und wir zurück zum ersten Aufeinandertreffen gehen, bevor wir den Ausgang des zweiten erfahren, nur dass nun Sebastian begleitet wird.

Für mehr ist es noch zu früh. Ganz behutsam, fast schon schüchtern baut sich die Romanze auf. Erst nach dem dritten Treffen – wir sind bereits im 2. Akt – macht sich, sagen wir, so etwas wie Zuneigung bemerkbar.

Fokalisierungsprobleme

Diese Fokalisierung bringt aber auch Probleme mit sich. Externe, interne und Nullfokalisierung vermischen auf eine nicht ganz glückliche Weise, dass auch der eine oder andere Moment kommt, in dem eine der grundsätzlich sympathischen Figuren auf Ablehnung der Zuschauer stoßen könnte. Zugangsschwierigkeiten, wo sie nicht sein sollten. Überraschende Fremdheit. Distanzierung. Ob das Chazelle anzukreiden ist, dessen Schauspielführung ansonsten wenig zu wünschen übrig lässt?
Persönliche Notiz: Gosling gefällt mir hier erstmals mehr als in einem vorher gesichteten Film von ihm, anders gesagt: Je mehr ich vor LLL von ihm sah, umso weniger interessant/ansprechend fand ich den Darsteller. Und Emma Stone? Emotionen stark zeigen heißt nicht, starke Emotionen zu zeigen.  Über die größten Strecken fand ich das Leinwandpärchen dann doch angenehm zu verfolgen.
All das soll natürlich nur die Probleme einbeziehen. Auf der anderen Seite gelingt dem Film hingegen deutlich mehr, als ihm misslingt. Emma Stones schöne Kleider, die verträumt-romantischen Protagonisten, nicht zu vergessen die ganzen Ohrwürmer; und ohne treffsicheren Humor würde der Film mich kaum auf die Seite seiner Anhänger ziehen können.

Gespiegelt werden einige Momente des 2. Aktes natürlich im 3., gegen Ende (da sie im 2. Eher am Anfang sind); sowie einige Momente des 1. Aktes (gerade auffällig bei den besten Momenten des Films, die Auftritte des J.K. Simmons) im 4. und finalen Akt.

(Spoiler: Am Ende haben beide den gewünschten Erfolg und eine Liebe für immer. Ein Tee-Ende: Es muss ein paar Minuten ziehen.)

Fazit

Erwähnenswert ist natürlich noch, wie koheränt die Gesangsszenen sich mit „normalen Handlungsszenen“ vermischen – die „“ daher, da die Unterscheidung so nur ein theoretisches Konstrukt sein kann, weil das in LLL so flüssig gelingt. Nie wirkt es, als halte der Gesang die Handlung auf – worauf Regisseur Chazelle wertlegte. Das darf/muss schon als gelungen anerkannt werden. Zudem spürt man eine Leidenschaft Chazelles für den Musicalfilm – zwar ist er nicht so zitierfreudig und anspielungsreich wie etwa Hail, Caesar!, dafür ist die nostalgische Liebe zu dieser Art von Film unübersehbar eingeflossen – deren Äquivalent in einer Meta-Betrachtung Sebastians Leidenschaft für den Jazz zu sein scheint. Und Leidenschaft zu versprühen führt nach Mia zu Erfolg. Gewiss wird es nicht nur die Leidenschaft dafür sein, sondern auch systematische Arbeit, wie etwa der ausgewogene Umgang mit dem CineScope, dafür würde eine gewiss verdiente Auszeichnung mit wichtigen Branchenpreisen Mias These vielleicht nicht bestätigen, aber immerhin doch bekräftigen. Ohne andere Kandidaten gesichtet zu haben, würde ich auf La La Land setzen.


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JAH





Interview mit Regisseur, Komponist und Hauptdarstellerin: http://guru.bafta.org/la-la-land-film-qa

PS: Sorry, ich mag es selbst nicht, in einer Kritik zu einem Film andere einzubeziehen.

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