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Dienstag, 20. Februar 2018

What a story, Greg!



The Disaster Artist


Hoffen, einen guten Film gemacht zu haben: Dave und James Franco
15 Jahre, nachdem sein Werk The Room die Leinwände der Welt eroberte, findet sich Kultfilmer Tommy Wiseau bei der Verleihung der Golden Globes wieder. Basierend auf Greg Sesteros Buch zu den Dreharbeiten des Klassikers hat James Franco Tommy Wiseau ein Denkmal errichtet.


Dabei zollt der gleichnamige Film, The Disaster Artist, Tommy Wiseaus The Room schon in seiner Machart Tribut: Die dramaturgische Struktur schwächelt, Charaktere, ihre Motivation und Beziehungen sowie diverse Handlungsstränge sind unterentwickelt. Dies könnte auf den ersten Blick angesichts der vielen Dialoge, in denen die Figuren sich gegenseitig motivieren, überraschen; die Quantität beeindruckt. Beeindruckend ist auch James Francos Darbietung als Tommy Wiseau, der vielleicht einzige Grund, sich den Film anzusehen.

Als Regisseur ist Franco dabei bei weitem nicht auf seinem schauspielerischen Niveau. Er ist kein guter Geschichtenerzähler und The Disaster Artist ist auch kein zweiter Ed Wood. Das könnte daran liegen, dass der Film The Room und Tommy Wiseau nicht ernstnimmt. Auch in Interviews äußerten sich die Köpfe dahinter, James Franco und Seth Rogen, gerne abfällig über The Room.

Tatsächlich gelang es ihnen aber, Wiseaus bekanntesten Film für ein noch größeres Publikum interessant zu machen. Leider erklärt The Disaster Artist aber The Room  für Dummies: Viele der Elemente, die Kult wurden und in Verbindung mit The Room immer wieder Erwähnung finden, werden hier, beispielsweise über Sprüche der von Seth Rogen gespielten Figur, vorweggenommen. Am eindeutigsten ist dieses Verfahren mit dem berühmten Breast-cancer-Dialog. Claudette erklärt ihrer Tochter Lisa im Original, dass sie an Brustkrebs sterben werde; dieser Handlungsstrang wird nicht weitergeführt. Carolyn Minnott fragt in Francos Making-of-Spielfilm einmal nach, ob der Handlungsstrang weitergeführt werde, und erwähnt später bei der Premiere an der Stelle, dass dem nicht so ist. Warum einen Witz nur einmal machen, wenn man ihn zweimal machen kann?
Dabei gibt es auch einige spannende Szenen, die allerdings schwach eingebunden sind, was z.B. mit der kammerspielartigen Situation im Boot am Stand in Nolans Dunkirk ebenso der Fall ist. An diesen Stellen fällt die schwache Dramaturgie ins Gewicht und überhaupt erscheinen Francos Entscheidungen, was der Film zeigt und was nicht, äußerst problematisch. Vieles des Gezeigten ist eher belangloser Leerlauf, während die kuriosen Geschichten, von denen Sesteros The Disaster Artist erzählt, doch genug Platz geboten hätten, den Fokus stärker auf die tatsächlichen Dreharbeiten zu legen, statt auf eine unterentwickelte Freundschaftsgeschichte, für die auch Dave Franco zu blass bleibt (und zu fehlbesetzt).

Schlussendlich wirkt sich auch der „dokumentarische Kamerastil“ wenig gewinnbringend aus.

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Hier als eingebettetes Video Tommy Wiseaus Auftritt bei den Golden Globes: 

 


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JAH

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